Neurose: Ballast für die Seele

Inhaltsverzeichnis

Die Symptome einer Neurose können sehr verschieden sein. Personen, die unter einer Neurose leiden, sind gehemmt, unsicher und ängstlich. Unter Umständen zeigen sie in Problemsituationen Reaktionen, die nicht ihrem Alter oder Reifegrad entsprechen. Besonders häufig lassen sich Symptome der Angst oder Hilflosigkeit beobachten. Eine Neurose kann bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten und sich durch Essstörungen, Nägelkauen, Einnässen oder Einkoten äußern. Ebenso können ein überdurchschnittliches Anlehnungsbedürfnis oder Aggressivität auftreten. Die Symptome, die sich vorwiegend zeigen, hängen von der Art der Neurose ab. Am häufigsten treten neurotische Persönlichkeitsstörungen, also Charakterneurosen, hypochondrische Neurosen, hysterische Neurosen, Zwangsneurosen, eine soziale Phobie, eine Angststörung mit Panikattacken und Neurosen auf, die manisch depressiv geprägt sind.

Welche Ursachen sind für Neurosen bekannt?

Häufig wird die Entstehung von Neurosen auf verschiedene Ursachen zurückgeführt. Psychotherapeuten kennen heutzutage verschiedene Ursachen, durch die eine Neurose entstehen kann. Grundsätzlich müssen aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine Neurose entstehen kann. Das individuelle Auftretensrisiko einer Neurose ist von Mensch zu Mensch verschieden und hängt unter anderem von der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur ab, die ihrerseits jedoch wiederum ein Produkt aus emotionalen Erfahrungen, Konflikten, Erbanlagen und Umwelteinflüssen ist. Ebenso entscheiden auch die Ressourcen eines Menschen darüber, wie er mit Problemen und Konflikten umgeht.

Heutzutage werden vor allem zwei verschiedene Modelle als Ursache für das Auftreten einer Neurose beschrieben.

Konfliktmodell

In der klassischen Psychoanalyse wird das Auftreten einer Neurose auf ungelöste Konflikte zurückgeführt. Vielfach sind dem Betroffenen diese Konflikte gar nicht bewusst. Die Psychoanalyse strukturiert die Psyche eines Menschen in das „Ich“, das „Es“ und das „Über-Ich“. Das Ich steht hierbei für das Selbstbewusstsein und das bewusste Denken, das Es für Bedürfnisse, Triebe und eigene Wünsche und das Über-Ich für Wert- und Normvorstellungen der Gesellschaft. Das Ich letztlich muss stets zwischen dem Über-Ich und Es vermitteln, mit dem Ziel, soziale und psychische Konflikte möglichst konstruktiv zu lösen.

Bei einer Neurose kommt es nun zu einem unlösbaren Konflikt zwischen der Realität und den eigenen Trieben und Wünschen. Vielfach ist bei Personen, die unter einer Neurose leiden, das Über-Ich, also die Wert- und Normvorstellungen besonders stark ausgeprägt. In der Folge werden diese Triebe und Wünsche verdrängt. Laut Meinung der Psychoanalyse können diese verdrängten Triebe und Wünsche krankheitserzeugend wirken. Letztlich können sie sich in Form von neurotischen Symptomen manifestieren, die sich in einer traurigen Verstimmung, Essstörungen, Zwangshandlungen und Angst äußern.

Defizitmodell

Dieses Modell geht davon aus, dass Personen, die unter einer Neurose leiden, Defizite in ihrer Persönlichkeitsentwicklung aufweisen. Die Beziehung zu anderen Personen kann durch Traumatisierungen in der Vergangenheit oder Anlagefaktoren gestört sein. Die Psyche versucht nun dieses Defizit durch neurotische Symptome zu kompensieren. Betroffene können bereits durch leichte Stresssituationen große Angst erleben und fühlen sich überfordert. Wenn das Ich der Betroffenen besonders schwach ausgeprägt ist, kann dies zu einer narzisstischen Störung oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung führen. Unter einer Borderline-Erkrankung ist eine Persönlichkeitsstörung zu verstehen, die sich im Bereich zwischen Psychose und Neurose ansiedelt. Betroffene erleben hinsichtlich ihrer Gefühle und ihrer sozialen Beziehungen eine deutliche Instabilität.