Angststörung: Woran lässt sie sich erkennen?

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Der Mensch heute lebt im Zeitalter der Angst, so hört man es immer wieder. Tatsächlich scheint die Angst neben depressiven Verstimmungen jene psychische Störung zu sein, die den heutigen Menschen am meisten bewegt. Krankhafte Züge nimmt Angst dann an, wenn sie das Leben eines Menschen dominiert, ohne dass ein realer Grund für diese Angst zu erkennen wäre.

Grundsätzlich muss man jedoch sagen, dass Angst als solche nicht unbedingt negativ ist. Angst ist ein wichtiger Teil des emotionalen Erlebens und erfüllt als Alarm- und Warnsignal einen wichtigen Zweck. Schließlich kann eine Gefahr nur dann bewältigt werden, wenn man sie erkennen kann. So gesehen handelt es sich bei der Angst um einen lebensnotwendigen Lern- und Anpassungsvorgang, der die Grundlage des Selbsterhaltungstriebes eines jeden Menschen darstellt.

Angst ist nicht gleich Angst

Um eine Angststörung definieren zu können, muss man zunächst wissen, dass Angst nicht gleich Angst ist, auch im psychologischen Sinne. Auf der einen Seite existiert eine gewisse Ängstlichkeit, eine Charaktereigenschaft oder ein Persönlichkeitsmerkmal, deren Ausprägung von Mensch zu Mensch verschieden ist, jedoch die Verhaltens- und Erlebensweisen prägt. Es konnte beobachtet werden, dass von Haus aus ängstliche Menschen nicht nur intensiver und öfter unter alltäglichen Befürchtungen leiden, sondern auch anfälliger für krankhafte Angstzustände sowie eine Neurose sind. Dasselbe trifft auf Personen zu, die unter einer Erkrankung leiden, die manisch depressiv geprägt ist.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet kann sicherlich kein Mensch von sich behaupten, noch nie in seinem Leben Angst gehabt zu haben. So wenig wie eine kurzzeitige Stimmungsschwankung gleich eine behandlungsbedürftige Depression ist, so wenig ist jede kleinere Befürchtung gleich als krankhafte Angst zu bezeichnen. Beides wird leider sehr oft gleichgesetzt, was jedoch verhängnisvoll sein kann, denn man gewöhnt sich recht schnell daran, eine quälende Angststörung mit alltäglichen Gefühlsreaktionen gleichzusetzen. Auf diese Weise wird verhindert, dass eine ernsthafte Erkrankung rechtzeitig erkannt wird.

Welche Symptome sind für eine Angststörung typisch?

  • Unverhältnismäßige Angstzustände; es liegt keine reale Bedrohung vor bzw. es lassen sich keine äußeren Bedingungen erkennen, die Angst rechtfertigen würden.
  • Unverhältnismäßige Ausprägung; der Angstzustand manifestiert sich über einen längeren Zeitraum oder tritt immer wieder auf.
  • Unfähigkeit, die jeweiligen Angstzustände mithilfe von Bewältigungsstrategien zu mildern oder zu lösen.
  • Plötzliches Auftreten; viele Betroffene leiden unter Panikattacken mit körperlichen Krankheitszeichen.

Sollte die Angststörung bereits weiter fortgeschritten sein, macht sich dies durch folgende Symptome bemerkbar:

  • Erwartungsangst; die „Angst vor der Angst“ beeinträchtigt oder lähmt den Betroffenen regelmäßig oder dauerhaft im privaten oder beruflichen Leben.
  • Ausgeprägtes Rückzugs- und Vermeidungsverhalten; wenn ein bestimmter Ort oder eine Situation Angst macht, wird der Betroffene versuchen, diesen Ort zu meiden oder dieser Situation auszuweichen. Dies ist an sich vollkommen normal; wenn diese Situation jedoch etwas Alltägliches darstellt oder der Ort nichts Ungewöhnliches ist, dann versucht der Betroffene in seiner geradezu übermenschlichen Furcht, unter Vorwänden ganz dem Alltag zu entfliehen. Er meint, dass er hierdurch sein Angstproblem löst, verliert jedoch immer mehr zwischenmenschliche Kontakte und gerät in eine verhängnisvolle soziale Isolation, ähnlich wie bei einer sozialen Phobie.
  • Versuche der Selbstbehandlung mithilfe von verschiedenen Genussmitteln oder Medikamenten; bei dieser „Lösungsstrategie“ ist zum einen eine drohende Suchtgefahr zu beachten und zum anderen das möglich Einschleichen sogenannter psychologischer Krücken; dies bedeutet, dass der Betroffene seinen Alltag nur noch mit chemischer Hilfe bewältigen kann und entsprechend kaum mehr Anstrengungen unternehmen wird, die Probleme mithilfe der eigenen Willenskraft zu lösen.
  • Versuche der Überkompensation im privaten und beruflichen Bereich; dies kann beispielsweise in einen regelrechten Freizeitstress ausarten; auf der anderen Seite ist häufig zu beobachten, dass Betroffene förmlich in ihrer Arbeit aufgehen oder versinken.

Wie häufig sind Angststörungen?

Psychische Erkrankungen im Allgemeinen und vor allem Gemütsstörungen wie Depressionen und Ängste lassen sich nicht so leicht erfassen wie körperliche Leiden. Entsprechend hoch ist die Dunkelziffer, vor allem bedingt durch falsche Scham der Betroffenen. Trotz aller Aufklärung haben Personen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, die Sorge, von ihrem Umfeld als „verrückt“ oder nicht belastbar bezeichnet zu werden. Es dauert daher oftmals sehr lange, bis sich Betroffene an einen Arzt wenden, der letztlich die Diagnose Angststörung stellt. Bei einer körperlichen Erkrankung ist die Schamschwelle ungleich niedriger, denn wenn man sich das Bein bricht oder einen Bänderriss zuzieht, wird man kaum den Gang zum Arzt unnötig hinauszögern.

Auch wenn keine konkreten Zahlen darüber existieren, wie viele Personen hierzulande unter einer Angststörung zu leiden haben, lässt sich ganz sicher sagen, dass Angststörungen zugenommen haben. Experten schätzen, dass ungefähr jeder Zehnte hierzulande von einer Angststörung betroffen ist. Entsprechend handelt es sich bei Angststörungen, gemeinsam mit den depressiven Zuständen, um die häufigsten psychischen Erkrankungen der heutigen Zeit.

Welche therapeutischen Möglichkeiten bestehen bei einer Angststörung?

Mittlerweile existiert eine Fülle konkreter Therapiemöglichkeiten, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen sind. Dies beginnt bereits bei der Aufklärung, zieht sich weiter über Selbsthilfegruppen bis hin zu Psychotherapieverfahren, die bei Angststörungen hilfreich sein können. Denkbar sind hierbei beispielsweise verhaltenstherapeutische oder tiefenpsychologisch fundierte Verfahren. Ebenso kommt bei der Behandlung einer Angststörung auch Entspannungsverfahren eine große Bedeutung bei.

Als Akuthilfe besonders erfolgversprechend sind verschiedene Psychopharmaka. Beruhigungsmittel machen hierbei mittlerweile den geringsten Teil aus, auch wenn sie für verschiedene Angststörungen nach wie vor unverzichtbare Hilfsmittel sein können. Wichtig hierbei ist natürlich, dass diese Beruhigungsmittel ärztlich kontrolliert und an das Leiden des Betroffenen angepasst werden.

Heutzutage existieren darüber hinaus verschiedene angstlösende Arzneimittel, die nicht in den Bereich der gängigen Beruhigungsmittel einzugruppieren sind. Diese können das Ausmaß der Angststörung bei Betroffenen erheblich reduzieren und sind daher, vor allem bei schweren Angststörungen, unverzichtbare Hilfsmittel bei der Therapie einer Angststörung.

Grundsätzlich nehmen Psychopharmaka, die ursprünglich bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt worden sind, den ersten Platz ein, was eine erfolgreiche Therapie von Angststörungen betrifft. Vor allem die modernen Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer gelten als besonders effektiv bei der Therapie einer Angststörung.

Bei allen Erfolgen, die mit Psychopharmaka bei der Therapie einer Angststörung erzielt werden können, darf nicht vergessen werden, dass eine medikamentöse Behandlung allein nicht ausreichend ist, um eine Angststörung erfolgreich zu therapieren. Psychopharmaka müssen immer in Kombination mit verhaltenstherapeutischen Verfahren eingesetzt werden, um die Ursachen der Angststörung erkennen und beheben zu können.